Wir treffen in Samaniego, in der Provinz Túquerres in Nariño ein. Wie schön es hier oben ist, auf 2000 m ü M. Hier, im tiefen Süden Kolumbiens, sind wir umgeben von hohen Andengipfeln und üppiger Vegetation, mein Blick schweift über die wunderschönen Kaffeeplantagen. Ein kleines Paradies. Doch der Schein trügt. Mir ist etwas mulmig zu Mute. Letzte Woche wurden gleich um die Ecke acht Menschen erschossen. Die Region liegt an einer der wichtigsten Verkehrswege zwischen der kolumbianischen Küste und der nahegelegenen Grenze zu Ecuador und ist seit langem ein Ort der Gewalt und Konflikte. Aufgrund der Nähe zur Kokainschmuggelroute und der hohen Präsenz von FARC-Rebellengruppen, verirren sich hier keine Touristen hin. Gut, sind wir auf unserer Reise mit Maite unterwegs. Sie lebt in der Schweiz, hat ihre Wurzeln und Familienmitglieder hier, in Samaniego. Trotz den anhaltenden Gewaltausbrüchen und den tiefen Weltmarktpreisen für Kaffee, die den lokalen Bauern das Leben erschweren, gehört der in Samaniego produzierte Kaffee zu denjenigen mit der höchsten Qualität in Nariño und in ganz Kolumbien.
Heute besuchen wir also die Finca von Don Hermes Perez. Die tiefen Furchen in seinem Gesicht erzählen Geschichten. Von Sorgen und Nöten, von Angst um seine Familie. Er lebte früher ausschliesslich vom Koka-Anbau. Heute versucht er, sich eine Existenz mit dem Anbau und Verkauf von Kaffee zu sichern. Die ständige Auseinandersetzung mit dem Drogenhandel und der Mafia dahinter liessen ihn weder ruhig schlafen noch ruhig leben. Zu gross war die Sorge um seine Familie. Er verdient nun bedeutend weniger. Doch die Lebensqualität, sagt er, ist grösser. Heute baut er nur noch 5 Prozent Koka-Pflanzen an. Diese sollen jedoch auch noch weg.
Die Rösterei Heer begleitet ihn und seine Familie beim Übergang vom Drogengeschäft in den Kaffeehandel. Wir leisten technische Hilfe und Beratung. Vor allem aber beziehen wir den Kaffee zu einem viel höheren Preis als dem Marktpreis. Damit kann Don Hermes Perez und seine Frau sicherstellen, dass ihre Tochter eine gute Ausbildung erhält. Was wir als einen weiteren, wichtigen Beitrag zum Frieden sehen. Doch, wie schmeckt er eigentlich, der Kaffee von Don Hermes Perez? Nach Karamell, Rohrzucker, und Mandarine. Und vielleicht erkennen Sie ja noch eine andere Note?