Meine Kaffeereise nach Honduras und Nicaragua

(Januar 2019)

Mein letzter Besuch auf der Kaffeeplantage in Puerto Rico ist ja schon eine Weile her. Gepackt von der Sehnsucht, exklusiven Kaffee zu entdecken, hat mich meine Reise nach Honduras und Nicaracua geführt. Konkret nach Marcala, einer kleinen Gemeinde von La Paz westlich von Honduras und nach Las Manos, Nueva Segovia, in Nicaragua an der Grenze zu Honduras.

Kaffeeplantage von Rossy Arriaga in Marcala

Rossy begrüsst uns mit einem kräftigen Händedruck und strahlt über beide Backen. Sie betreibt die Finca Los Girasoles, welche auf 1562 m ü M liegt, in der dritten Generation. Die Finca hat sie nach ihrem Studium der Agrarwissenschaften von ihrem Vater übernommen.

Rossy ist gerade mal 25 Jahre alt und sprudelt vor Energie und Ideen. Sie führt die Finca ganz anders als ihr Vater. Dieser war vor allem an Volumen interessiert und verkaufte grosse Mengen an Kaffeebohnen in die ganze Welt. Rossy hingegen setzt auf Qualität und schlägt einen nachhaltigeren, ökologischeren Weg ein. Durch neue Aufbereitungsmethoden versucht sie, das Optimum aus der Bohne heraus zu holen.

Stolz zeigt mir Rossy ihre Plantage. Mir steigt ein herrlich fruchtigfrischer Duft in die Nase. Ich entdecke Bananen-, Zitronen- und Orangenbäume, Sonnenblumen und viele weitere Pflanzen, die zwischen den Kaffeesträuchern wachsen. Diese Vielfalt an Pflanzen und Tieren dient den Kaffeesträuchern als natürlichen Schutz vor Schädlingen. Die Bäume spenden den Kaffeesträuchern Schatten und bieten Nistmöglichkeiten für Bienen und andere Insekten. Ein frohes Summkonzert durchbricht die Stille des frühen Morgens. Bienen und Insekten unterstützen den Kaffeeanbau fleissig. Zwar kann sich der Kaffeestrauch selbst bestäuben, doch die Bienen und andere Insekten steigern den Ertrag um bis zu 50 Prozent. Das ist die Anbauweise, wie Rossy sie praktiziert. Im Einklang mit der Natur. Chemische Düngemittel sucht man hier vergebens. Zum Glück.

Wir binden uns Körbe um die Hüfte und gehen steil die Plantage hoch. Sorgfältig pflücken wir die sonnengereiften roten Kaffeebohnen. Am obersten Punkt der Plantage sind unsere Körbe voll. Hier steht ein kleiner Holzverschlag. Der kommt gerade richtig für eine Verschnaufpause. Rossy nimmt eine kleine Mühle zur Hand und malt frischen Kaffee. Herrlich so einen Kaffee zu degustieren, direkt von den Sträuchern, die vor einem liegen.

Am nächsten Tag fahren wir in die Aufbereitungsanlage ihres Vaters. Diese benutzen auch andere Kaffeebauern von der Umgebung, die keine eigene Aufbereitungsanlage haben. Ein Kaffeepflücker pflückt pro Tag 80 bis 130 Kilogramm Kaffeekirschen. In Säcke abgefüllt und auf Pickups gehievt, bringen sie die Arbeiter zur Anlage. Hier werden die Kaffeekirschen in grosse Betonbecken ausgeschüttet.

Der Kern der Kaffeekirsche besteht aus zwei Bohnen. Für die Reinigung und Trocknung der Bohnen gibt es verschiedene Verfahren. Bei der Aufbereitungsanlage von Rossys Vater, wendet man unter anderem die halbtrockene Aufbereitungsmethode an. Man nennt diese auch «Pulped-natural-Methode». Dabei kommen die Kirschen in den Pulper, wo das Fruchtfleisch von der Kaffeekirsche abgequetscht wird.

Nach dem Entpulpen werden die Bohnen während 2-3 Wochen zum Trocknen an die Sonne gelegt und dabei immer wieder gewendet.

Nach dieser Zeit löst man die Pergamenthaut maschinell von den Kernen. Jetzt werden die Fruchtkerne noch nach Grösse und Farbe sortiert, in 69 kg Säcke verpackt und zum Ruhen ans Lager gebracht. Einen ganzen Monat lagern die Rohbohnen hier, bis sie endlich bereit sind für ihre grosse in die ganze Welt.

Übrigens: Hier ruhen auch unsere 500 Kg Rohbohnen, die sich schon bald auf die Reise zu uns in die Rösterei aufmachen!

Die Kaffesträucher haben nach 3 bis 5 Jahren ausgedient. Für den Nachschub auf dem Feld sorgt das riesige Gewächshaus am Hang der Aufbereitungsanlage. Tausende von Setzlingen wachsen hier zu robusten Sträuchern heran.

Hmmm – wie das duftet und mundet! Im Labor der Familie Arriaga degustierten wir den Kaffee von Rossy. Ihr Kaffee besitzt eine feine Note von Karamell und Vollmilchschokolade mit einem Hauch von Zitrusfrucht, einer dezenten Säurestruktur und der leichten Honigsüsse. Die Kaffeerösterei Heer führt Rossys Kaffee bald exklusiv in der Schweiz, ja sogar in Europa!

Die nächste Kaffeeplantage führt mich nach Las Manos in Nicaragua an der Grenze zu Honduras.

Hier wohnt der 25-jährige Samuel Zavala mit seiner Familie und Mutter. Ihre Finca El Paraiso liegt auf 1300 m ü M. Die Finca beherbergt saisonal die Kaffeepflücker. Sie erhalten von Samuel faire Löhne. Die Frauen kümmern sich im Gemeinschaftshaus um den Haushalt. Die Kinder besuchen die Schule. Nur wenn die Kinder Schulferien haben, helfen sie ihren Eltern bei der Ernte, um sich ihre Schulbücher zu verdienen. Das ist nicht überall so. Oft können Kinder die Schule nicht besuchen und müssen, wie auch die Frauen, auf den Feldern mithelfen.

Samuels Vater ist letztes Jahr bei einer Autofahrt auf seiner Plantage mit den Kaffeepflückern ums Leben gekommen. Seither leitet Samuel in dritter Generation die riesige Kaffeeplantage.

Auch hier schaute ich mir seine Aufbereitungsanlage an, Hier waschen und trocknen die Arbeiter die Kirschen.

Samuel nutzt die gewaschene Aufbereitungsmethode. Das Fruchtfleisch der Kaffeekirschen wird durch die Pulper maschinell entfernt. Danach kommen die Bohnen 24 bis 36 Stunden in Gärtanks. Dabei löst sich das restliche Fruchtfleisch von der Bohnen durch Vergärung. Gewaschen werden die Bohnen mit der Pergamentschale, anschliessend kommen sie für 2 bis 3 Wochen auf die Trockenfelder.

Tags darauf besuche ich eine andere Aufbereitungsanlage mit Labor und darf Samuels Kaffee degustieren. Der würzige Kaffee bietet frische Aromen aus Wald- und Johannisbeeren und einer feinen zuckrigen Kakao- und Honignote. Außerdem einen herrlichen, fein-süßlichen Duft nach Karamell. Er schmeckt einfach herrlich.

Unser Kaffee wird nun gepflückt, getrocknet und gelagert und ab Juli freuen sich meine Gäste über Samuels Kaffee in der Rösterei Heer. Ein kleiner Vorgeschmack habe ich für meine Kaffeeliebhaber mitgebracht! Je 5 Kilogramm von Rossys und Samuels Kaffee sind in meinem Gepäck nach Hause gereist und nun bei mir in Thun von Hand geröstet. Ich freue mich schon sehr darauf, diese exklusiven Kaffeesorten schon bald in der Rösterei fest im Sortiment zu haben!

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